Die Tücke mit der Enge
Rund 600 Baustellen gibt es derzeit auf deutschen Autobahnen und sie werden laut Betreiber wohl auch noch bleiben. Selbst wenn im vergangenen Jahr viel investiert wurde und weiter wird, ist der Sanierungsstau weiter offenkundig groß. Entsprechend gehören Baustellen zum Alltag auf der Autobahn und „sie sind erfahrungsgemäß eine häufige Unfallquelle“, warnt Marcellus Kaup von TÜV SÜD. Das zeigt sich besonders, wenn der Verkehr sich zu den Hauptreisezeiten ballt. Insbesondere das Fahren auf der linken Fahrspur wird aufgrund der Enge - oft sind es nicht mehr als 2,50 Meter - von vielen Autofahrern als besonders unangenehm empfunden. Üblicherweise stehen je 3,75 Meter für die rechte und linke Fahrspur zur Verfügung. „Umfragen zufolge fühlt sich knapp die Hälfte der Befragten in Autobahnbaustellen nicht sicher und jeder sechste Fahrer verspürt sogar regelrecht Angst“, weiß Kaup. Die engen Platzverhältnisse, eine ungewohnte Spurführung verlangen Konzentration, verzeihen kein gedankliches Abschweifen, kein Hantieren am Radio und schon gar nicht am Handy, selbst bei Freisprecheinrichtung.
„In Baustellenbereichen ist die rechte Fahrspur grundsätzlich breiter und daher Autofahrern, die sich auf der linken Spur unsicher fühlen, zu empfehlen“, erläutert Marcellus Kaup. Vielfach ist die linke Spur zudem nur bis zu einer bestimmten Breite erlaubt und über die Jahre wurden die Autos immer breiter. 70 Prozent aller neu zugelassenen Fahrzeuge sind heute breiter als zwei Meter. Wer wissen will, wie das bei seinem Fahrzeug aussieht, dem hilft der Blick in die Fahrzeugpapiere nur bedingt weiter. „Hier steht lediglich der Wert ohne Außenspiegel. Autofahrer sollten sich aber über die tatsächliche Breite ihres Fahrzeugs informieren und notfalls selbst nachmessen“, rät der TÜV SÜD-Fachmann.
Doch eine Baustellenpassage hält noch mehr Tücken parat. Wenn vor der Baustelle die Anzahl der Fahrspuren reduziert wird, heißt es, sich nach dem Reißverschlusssystem einzuordnen. Es gelten Tempolimits und Überholverbote. Mitunter werden Autofahrer durch entsprechende Beschilderung dazu aufgefordert, in Baustellen versetzt zu fahren. „Durch den Verzicht auf Überholmanöver lassen sich Unfälle mit dem Nebenmann vermeiden“, gibt der TÜV SÜD-Fachmann zu bedenken und rät, „vermeiden Sie Spurwechsel sowie Überholmanöver in der Baustelle.“ Baustellen sind selten länger als zehn Kilometer, der Zeitvorteil beträgt also nur wenige Sekunden. Ganz wichtig und sicherheitsrelevant ist ausreichender Abstand zum Vordermann. „Besondere Vorsicht ist im Verschwenkungsbereich angebracht“, erinnert Kaup: „Lastwagen oder Gespanne brauchen dort mehr Platz.“
Erhöhte Aufmerksamkeit ist bei Nachtbaustellen geboten. Besonders kritisch ist der Übergang von beleuchteten auf unbeleuchtete Abschnitte. „Reduzieren Sie im Zweifel das Tempo, damit Sie die Spurführung besser erkennen und sich orientieren können“, rät Kaup.
Im Falle einer Panne im Baustellenbereich gilt, Warnblinker einschalten und das Fahrzeug so weit wie möglich am rechten Fahrbahnrand abstellen. Anschließend sollten alle Autoinsassen den Wagen auf der dem Verkehr abgewandten Seite verlassen und zuvor ihre Warnweste überstreifen.